Bei der Verbandsschweißprüfung

Ein großer Tag - Erlebnisse auf der Verbandsschweißprüfung des Deutschen Brackenvereins in Petersberg bei Fulda
Ob das klappt?
Am Anreisetag hat alles noch gar nicht viel versprechend ausgesehen. Denn ausgerechnet kurz vor der Prüfung bekam Donna Husten und eine starke Erkältung. Eine Woche mit Antibiotika und Schleimlöser lag hinter uns. Wird sie da überhaupt richtig arbeiten können?
Die Nacht war unruhig. Am Morgen des 13. Oktobers ging es früh aus den Federn. Schließlich sollte Donna noch eine große Runde gehen, sich richtig lösen können und sich schon gut bewegt haben. Nach dem Frühstück hieß es: Abfahrt ins Revier. Zum Suchenplatz sind es fast 25 km. Auf der Fahrt durchs Revier ist jeder auch noch so kleine Grasstreifen entlang der Wege gründlich umgeackert: Wildschweine ohne Ende. "Das wird lustig", denke ich noch, und bekomme ein mulmiges Gefühl. Die Schweißfährte stand 20 Stunden über Nacht und ist 1000 Meter lang. Wenn all die Schweine da drüber rauschen, werden es die Hunde ganz schön schwer haben.
Am Suchenplatz ist ein Zelt aufgebaut. Nach und nach trudeln die Hundeführer mit den Prüflingen ein. Viele interessierte Zuschauer und Angehörige, sowie jede Menge Hunde füllen den Suchenplatz.
Dann geht es los. Wir werden mit Jagdsignalen begrüßt, kleine Ansprachen, dann Verlosung der Fährten. Es wird in vier Gruppen eingeteilt. 10 Gespanne sind am Start. Ich landete in der Richtergruppe 2 mit drei Gespannen und ziehe das Los mit der Fährte Nummer 2.
Zuerst ist vor allem Geduld gefragt
Um 09.30 rücken die ersten Hunde zu ihren Fährten aus. Donna und ich müssen noch warten, bis wir aufgerufen werden. Wie lange braucht ein Suchengespann? Ich gehe mit Donna, die Lichtung erkunden. Wir treffen am Rand auf jede Menge durchwühlter Grünstreifen. Hier muss viel Schwarzwild sein Unwesen treiben. Ich führe mit vielen Leuten Gespräche, rede mit den anderen Hundeführern, die genau wie wir warten müssen. Man kennt sich schon vom Schweißlehrgang in Bad Neustadt und sollte gut vorbereitet sein. Es dauert und dauert. Das Wetter ist gut, nur sobald sich die Sonne hinter den Wolken versteckt wird es recht frisch.
Immer noch ist kein Gespann zurück gekommen. Warum dauert das so lang?
So gegen 11.00 Uhr kommt die erste Meldung, dass ein Hund die Suche beendet hat. Soll ich nicht doch lieber die Lederhose anziehen? Mit diesem Vorsatz gehe ich mit Donna Richtung Auto. Da höre ich meinen Namen ausrufen. Wir sind dran.
Jetzt wird es ernst
Also kein Hosenwechsel mehr, ist ja auch egal. Rein ins Auto und dem "Ansetzer" folgen. Nach 5 min sind wir bei den Richtern. Die klären mich über die Formalitäten auf. Schnell hole ich noch ein bisserl Klopapier, um die Wundbetten zu markieren. Dann geht es los: Auf einer kleinen Lichtung wurde ein Schwein beschossen. Es hat am gegenüberliegenden Waldrand eingewechselt. Ich lege Donna ab und dann beginnt die ganze Prozedur, die wir längst wie im Schlaf beherrschen: Ich nehme ihr die Halsung ab, öffne meinen Rucksack, hole die Schweißleine mit der Schweißhalsung hervor, wickle sie ab und lege die Halsung an. Noch schnell ein Blick zur Uhr: 11.37. Donna macht fein "sitz" und ich begutachte den Anschuss. Wie immer kommt meine Hündin neugierig zu mir und bewindet alles. Ich nehme den Riemen auf und schicke Donna mit "Such" voran. Das Kommando hätte ich mir auch sparen können, denn Donna wusste schon bei der Abfahrt zum Anschuss, um was es geht.
Auf der Spur
Donna zieht mit tiefer Nase und fast waagrechter Rute voran. Es geht über die Lichtung in den Mischwald. Jede Menge Laub, ich kann keinen Schweiß erkennen, aber Donna ist drauf. Endlich ein Verweiserstück. Donna hat es, glaube ich, gefressen. Ich sage den Veweiser an. Weiter gehts. Irgendwann verliert Donna die Spur und faselt herum, ich schicke sie zurück zur Fährte. Donna bögelt sich ein und weiter gehts. Ich habe jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren. Dann das erste Wundbett, ich melde es, so geht es immer weiter, zum nächsten Wundbett, zum nächsten Verweiserbrocken.
Irgendwann landen wir beide sehr nah an der Autobahn, jede Menge frische Saufährten kreuzen die Spur. Donna zieht mit hoher Rute zur Straße. Das kann nicht sein, ich halte sie an und entdecke, was so interessant für sie war: Fuchs- oder Marderlosung. Ich trage meine Donna ab - hoffentlich gibt das keinen Punkteabzug - und setze sie am letzten Wundbett erneut an. "Such, Donna", sie nimmt die Fährte wieder an, dreht noch einmal einen Kreis und ist wieder drauf. Noch einmal kommt sie von der Fährte ab, Richtung Dickicht, sie veweist etwas. Zunächst denke ich, sie frisst den Verweiser, aber es war nur ein Federl, das sie wieder ausgespuckt hat. Ich ermahne meine Hündin noch einmal, wir gehen zurück und wir sind wieder auf der roten Spur. Plötzlich zieht Donna schneller auf einen Baumstumpf zu, ich sehe eine rote Farbmarkierung und denke noch, ist es das schon? Da liegt der Frischling. Geschafft. Ich lobe meine Donna, sie bewindet ausführlich das Schweinchen. Dann krame ich eine Tüte Rindergulasch hervor, und belohne meinen Hund Stück für Stück.
Erst jetzt wird mir klar, wir haben es geschafft. Ich nehme die Schweißhalsung von Donna ab und lege ihr die Führleine an.
Und, wie wars?
Die Richter kommen zu uns, es muss so um 12.15 Uhr gewesen sein. Wir haben also kapp 40 Minuten für die 1000 Meter Fährte gebraucht. Donna knurrt leise. Donna und ich bekommen unseren Bruch und ein Waidmannsheil und viel Lob für die gute Leistung. Immer wieder wurde ich gefragt,: "Ist das wirklich ihr erster Hund?" Die Richter gratulieren uns und bestätigen mir die Harmonie zwischen mir und meiner Donna. Ich aber bin nur noch glücklich, langsam fällt die Spannung von mir ab, wie ein großer Stein. Auf dem Weg zum Auto meint einer der Richter, dass jeder Hundeführer nur einmal im Leben seinen Traumhund führt und er ist überzeugt, dass Donna mein Traumhund ist. Ich bin verdammt stolz.
Die Mühe hat sich gelohnt
Am Auto wird mein Hund erst einmal richtig gedrückt. Wir fahren zurück zum Suchenplatz. Ein großes Hallo empfängt uns. Ich schüttle viele Hände, natürlich auch die von Georg, Donnas Züchter, überall gibt es Glückwünsche und ein Siegerbier.
Am Abend auf der Hauptversammlung werden die Preise verteilt. Ich hoffe auf eine gute Bewertung, die Spannung ist schwer zu ertragen. Als ich dann als letzter aufgerufen werde, kann ich es noch gar nicht glauben. Der erste Preis und der Wanderpokal für den Suchensieger 2007 gehen an mich. Ihr könnt Euch denken, dass das ein großer Augenlick für mich war. Diesen großen Tag ließen wir dann abends im Hotel noch mit ein paar Bierchen ausklingen.
Allein geht gar nichts
- deshalb möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei allen bedanken, die mich während der Ausbildung unterstützt haben. Sie haben einen großen Anteil an unserem Erfolg. Ein besonderes Dankeschön geht vor allem an Georg Obert, Heinrich Riehm und Clemens Stampfer, selbstverständlich auch an das gesamte Ausbilderteam des Nachsuchenlehrgangs in Bad Neustadt, hier besonders meinem Instruktor Armin Lobscheid.
Die Tage der HV 2007 in Petersberg bleiben mir unvergesslich.
Brackenheil
Rainer und Donna vom Almendtal